Routing: versteckte Faktoren zusätzlich zu "schnellster Route"?

Hallo zusammen,

ich habe heute eine spannende Beobachtung mit meinem Drivesmart 86 MT-D gemacht: Ich hatte - laut Navi-Routing - eine Strecke von rund 35 km und 38 min vor mir. Tatsächlich gab es aber eine deutlich kürzere und schnellere Variante, die durch meine Einstellungen eigentlich nicht ausgeschlossen war.

Ich habe dann an der entsprechenden Abzweigung tatsächlich entgegen dem Navi-Routing die kürzere/schnellere Route genommen. Nach der Neubrechnung nahm das Navi die neue Strecke und Strecke und Fahrtdauer waren tatsächlich signifikant geringer.

Jetzt frage ich mich, ob es noch andere (nicht ersichtliche) Entscheidungsfaktoren neben der "schnelleren" Route gibt. Werden evtl. höherwertige Straßen, Anzahl der Abzweigungen, Ampeln, Kurvenreichtum, Steigungen o.Ä. einbezogen, sodass eine "noch" schnellere Route in manchen Fällen einer "effizienteren" oder "einfacheren" hinten angestellt wird?

In solchen Fällen wundert man sich dann doch, wie sehr man dem Navi-Routing trauen kann...

Danke vorab.

  • Hallo,

    entscheidend für das Routing "Minimale Zeit" ist anscheinend die Einstufung der zugehörigen Straßen, da normalerweise ein "Umdrehen" seitens des Navis unerwünscht ist. Es nimmt dann die Einstufung der aktuellen Straße und routet von dort aus weiter. Dass der originale Vorschlag nicht dem gewünschten Vorschlag des Öfteren entspricht, ist mir auch schon aufgefallen, aber anscheinend nicht abstellbar, da die Routing-Varianten (und auch deren Qualität) gegenüber früheren Geräte-Versionen deutlich eingeschränkt wurden.

    Ist wohl den geringeren Stückzahlen und damit auch dem mangelndem Interesse an separaten Navi-Geräten generell zu verdanken, dass hier immer mehr eingespart wird. In einigen Ländern verkauft/bietet Garmin Navi-Geräte schon gar nicht mehr an, weil wohl die Kunden eher die Navi-Funktion Ihres SmartPhones (?) benutzen, weil günstiger usw. Letztlich ist wohl das eigentliche angestrebte "Ziel" seitens Garmin nur noch, es überhaupt zu erreichen und weniger das "wie". Auch TomTom scheint inzwischen qualitativ abzuspecken, weil unzufriedene TomTom Kunden bei Garmin landen, wo sie dann aber auch enttäuscht werden.

    "Früher" gab es u.a. auch noch die sog. "optimale Route" sowie die "schöne Route" usw., aber das scheint wohl alles Vergangenheit zu sein. Ich gehen auch mal davon aus, dass Garmin die Man-Power in der Entwicklung hinter der Navi-Software deutlich abgespeckt hat, so dass eben nur noch ein "Minimum" geboten wird. Pech...

  • Danke für die Antwort.

    Heute ist mir schon wieder was ganz Änhliches passiert. War nicht ganz so deutlich, wie oben beschrieben, aber das Routing war einfach nicht optimal.

    Sind die Karten von Garmin (bzw. Here) eigentlich auch mit historischen Verkehrsdaten hinterlegt, sodass auch die Tageszeit eine Rolle für das Routing spielt? Ich meine mich daran zu erinnern, dass TomTom damit mal geworben hatte.

    Ich komme übrigens auch von TomTom und war mit meinem Go6200 eigentlich sehr zufrieden. Es ist aber in die Jahre gekommen und letztendlich wollte ich auch Garmin mal wieder eine Chance geben, da ich für Outdoor-Zwecke auch Garmin verwende und hier noch keine Probleme hatte. Die Garmin-Straßennavis haben definitiv auch einige Features, die TomTom nicht hat. Aber mit dem Routing und den Verkehrsfunk-Daten bin ich bisher nicht wirklich zufrieden. Zu letzterem Punkt muss ich leider gleich auch noch einen Thread aufmachen.

    Dass die Straßennavigation immer mehr Richtung Smartphone-Anwendung geht, wundert mich nicht. Aber wenn dann die Standalone-Geräte nicht mehr richtig funktionieren, bin ich doch sehr ernüchtert.

  • Bei der Option "schnellste Route" werden die sogenannten Functional Classes aus der HERE-Datenbank herangezogent, d.h. ein System mit den klassifizierten Straßen (FC1-FC5, wobei FC1 meistens BABs sind, FC5 meist Gemeindestraßen). Man erkennt das (mit einigen Abstrichen) am Route Typ im Map Creator. Also auch wenn es mal über niedrigrangige FCs schneller gehen würde, werden dennoch meist die höheren FCs genutzt. Als Zweites kommen dann die Geschwindigkeitskategorien (nicht die Speed Limits)

  • Wenn mit Live Traffic ausgestattet, dann werden auch hist. Daten verwendet, d.h. eine Strecke in der Rush Hour dauert per se länger, auch wenn zur Zeit gar keine Beinträchtigung gegeben.

  • Sind die Karten von Garmin (bzw. Here) eigentlich auch mit historischen Verkehrsdaten hinterlegt, sodass auch die Tageszeit eine Rolle für das Routing spielt? Ich meine mich daran zu erinnern, dass TomTom damit mal geworben hatte.

    support.garmin.com/.../

  • Garmin als Unternehmen denkt halt in anderen Kategorien als man als "normaler" Benutzer denken würde. Die Geräte müssen "irgendwie" stückzahlmäßig noch einen Gewinn abwerfen, ansonsten lohnt sich der Verkauf für Garmin nicht mehr, wie man bereits in mehreren Regionen sieht (Vertrieb von Navis eingestellt). Das hat anscheinend leider auch Konsequenzen für die restliche Welt (Europa usw.).

    Wie man den Kommentaren entnehmen kann, werden anscheinend beim Routing auch "historische" Daten bei der Navigation berücksichtigt, die auch zu den von Dir gemachten Beobachtungen führen können, weil dann eine für Dich aktuell nicht optimale Route eingestellt wird.

    Das Navi "sieht" ja nicht die aktuelle Verkehrslage, sondern nur die Kartendaten und die Uhrzeit und verhält sich dementsprechend.  Zudem hat es auch ein anhand der Straßenklassifizierung normiertes Verhalten, was zu bestimmten Reaktionen des Routing Algorithmus führt, wie von MapCreator erklärt. Da spielt dann ein anderes Verständnis und Interpretation der Straßenlage mit herein, dass ein häufig nicht optimales Routingverhalten (gemäß Deinem Verständnis) erklären könnte, weil die aktuell zugrunde liegende Situation eine Andere ist. Hier spielen die mit den Garmin Navi Geräten entstehenden Kosten firmenintern wohl auch noch eine entscheidende Rolle.

    Ich habe mich schon von dem Gedanken verabschiedet, dass hier noch etwas gravierend Neues passiert. Die Geräte sind eher minimalistisch ausgelegt und führen "irgendwie" ans Ziel, aber Komfort und Verhalten spielen dabei nur noch eine untergeordnete Rolle bzw. wird erkennbar zusammengestrichen.

    Vermutlich würde ich auch Google Maps nutzen, wenn damit nicht ein deutlich teurer SmartPhone Tarif (monatliche Gebühren) einhergehen würde, da ich ansonsten ja nicht viel telefoniere oder streame usw.

    Damit muss man anscheinend leben...

  • Tja, auch wenn sich hier eine gewisse Sackgassen-Situation im Sinne von Innovation und Anpassung von Seiten des Herstellers abzeichnet, habe ich jetzt dennoch ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge. Danke für eure Ausführungen!

    Dass die in den Kartendaten hinterlegten Straßen-Klassen UND die historischen Verkehrsdaten Einfluss auf das Routing haben, leuchtet mir ein. Wobei ich über den angegenen Link von Macke1972 eher zu dem Ergebnis komme, dass Letzteres im Moment nur für Südafrika angeboten wird.

    Vielleicht sollte die Routing-Option im Navi nicht "kürzere Zeit" heißen, sondern besser "(vermeintlich) optimale Route".

    Frage: Kann mir jemand den Here MapCreator etwas bewerten? Ich kenne das von OpenStreetMap und TomTom, dass User Datenaktualisierungen einpflegen können. Bei TomTom bekommt man sogar ein Feedback, ob die Veränderung angenommen wurde. Ist das bei MapCreator einigermaßen benutzerfreundlich im Sinne von "schnell" und werden die Daten dann letztendlich auch tatsächlich eingepflegt (und landen auf meinem Navi)? Ich finde sowas grundsätzlich gut, scheue aber etwas den Aufwand, wenn ich mir nicht sicher sein kann, ob das dann auch wirklich was bewirkt bzw. meine Arbeit als Endkunde nicht zweckentfemdet wird.

    Noch eine Bitte: Habt ihr diesen Beitrag von mir gesehen: https://forums.garmin.com/de/strabennavigation/f/pkw/319874/keine-verkehrs-verzogerungs-meldungen-mehr-uber-ard-tpeg ? Vielleicht kann das jemand von euch einschätzen. Das scheint kein neues Problem zu sein, aber ich finde hier einfach keine Lösung.

    Zwischenfazit: Mit dem nicht ganz optimalen Routing kann ich mit diesem Hintergrundwissen leben. Aber das Problem mit dem Verkehrsfunk (s. anderer Thread) finde ich äußerst befremdlich. Da fehlt einfach was am gekauften Produkt.

  • Hier findest Du wichtige Infos zum Thema Eingaben des Users im Map Creator und Überführung in die HERE Datenbank und später in die Navis, Artikel im HERE Community Blog.

    Im Map Creator erkennst Du auch den Status Deiner Karten-Edits (unter Mein Bereich).